Meisterprojekt Ökolandbauschule Weilheim, Mai 2020

 

Einleitung

Seit dem Jahr 2015 ziehen wir bereits unsere Kälber mutter- und ammengebunden groß. Dabei haben wir unterschiedliche Verfahren getestet und deren Vor- und Nachteile kennengelernt. Unsere Philosophie der Landbewirtschaftung sieht vor so nah als möglich im Einklang mit der Natur zu stehen. Wir möchten die begrenzten Ressourcen schonen und mit dem arbeiten was uns die Natur auf unserem Standort zur Verfügung stellt. Vor ein paar Jahren habe ich einen Bericht über einen Betrieb gelesen der das “einmal am Tag melken“ bereits erfolgreich seit vielen Jahren praktiziert. Damals habe ich das mehr als Hobbylandwirtschaft wahrgenommen und konnte mir das nicht so richtig vorstellen. Gerade in Bezug auf die Eutergesundheit stellte ich mir das äußerst schwierig vor. Heute sehe ich dieses System (gerade in Kombination mit muttergebundener Kälberaufzucht) als logische Weiterentwicklung unseres Betriebes.

Ausgangssituation

Wir melken unsere 33 Kühe morgens und abends im Anbindestall mit einer Rohrmelkanlage und 5 Melkzeugen. Für die Kälberaufzucht waren bisher ältere bzw. Kühe mit hohen Zellzahlen im Einsatz. Dies war jedoch mehr eine Übergangslösung in der Zeit des ausprobierens. Das Ziel soll sein, dass jede Kuh ihr eigenes Kalb versorgen darf. Diese neue Situation soll eine gute Grundlage schaffen um mit dem „einmal am Tag melken“ zu beginnen.

Begründung der Themenwahl

Als zukünftiger Betriebsleiter muss mir bewusst sein, dass ich eine große Verantwortung gegenüber den Tieren auf unserem Hof habe. Im Vordergrund meiner Überlegung steht eine wesensgemäße Tierhaltung. In meinem Verständnis ist die primäre Aufgabe einer Kuh sich fortzupflanzen und ihr Kalb großzuziehen. Diese ursprüngliche Aufgabe möchte ich den Tieren ermöglichen. Als zweiten wichtigen Aspekt sehe ich die höhere Lebensqualität und Freiheit für die Menschen, die auf dem Hof leben und arbeiten.

Überlegungen und Annahmen zum Versuch

Nach meiner bisherigen Recherche ist mit einem Rückgang der Milch zwischen 10 – 30% zu rechnen. Da es sich bei diesem Versuch allerdings nur auf dem Papier um „einmal am Tag melken“ handelt (da die zweite Melkung von den Kälbern übernommen wird) erhoffe ich mir einen Rückgang von max. 10 %. Könnte im Gegenzug der Kälbererlös durch bessere Zuwächse um 5 % angehoben werden, würde sich hier ein zusätzlicher Erlös ergeben.

Beschreibung der Durchführung mit den Versuchsvarianten

Zur Vergleichbarkeit sollen zwei Kuhgruppen gebildet werden. Die Kuhgruppen ergeben sich aus der Reihenfolge der Kalbungen, Geschlechter der Kälber und dem Alter der Kühe. Während des Tages und über Nacht sind beide Kuhgruppen zusammen im Stall/Weide. Allen Kälbern steht Wasser und Heu (Gras ab dem zeitigen Frühjahr) zur freien Verfügung. Es sollen alle Kälber, die im Versuchszeitraum zur Welt kommen und ausgewertet werden können (4-monatige Mastzeit) in den Versuch miteinfließen.

Gruppe A:
Kuh und Kalb sehen sich jeweils zweimal am Tag für ca. 1Std vor den Melkzeiten. Das Kalb darf in dieser Zeit so viel Milch wie es möchte direkt aus dem Euter der eigenen Mutter trinken. Anschließend gehen die Kühe zum Melken und die Kälber zurück in die Kälbergruppe.

Gruppe B:
Kuh und Kalb sind während des Tages (ca. 8-17Uhr) zusammen und können in dieser Zeit soviel Milch trinken wie sie möchten. Über Nacht bleiben die Kälber aus Gruppe B bei den anderen Kälbern aus Gruppe A in der Kälbergruppe. Die Kühe aus Gruppe B kommen mit Gruppe A weiterhin zweimal täglich in den Anbindestall, werden allerdings nur morgens gemolken.

1.Schritt:
Über das LKV Probemelken sollen beide Gruppen miteinander bezüglich der Milchleistung, Zellzahlen und Inhaltsstoffe verglichen werden. Des Weiteren sollen alle Werte mit dem Vorjahr abgeglichen werden, um ein aussagekräftiges Ergebnis darstellen zu können.

2.Schritt:
Die Kälber aus beiden Gruppen werden wöchentlich gewogen und nach 4 Monaten Mastzeit über das Gewicht bzw. die wöchentlichen Zunahmen miteinander verglichen.